Zaur Ustac – MEINE MUTTER
MEINE MUTTER
Man nannte es Teppich,
legte uns die Welt zu Füßen…
Man nannte es Decke,
hing uns die Welt vor die Augen…
Unsere Welt blieb in Mustern gefangen,
bis wir die Zeichen verstanden…
Das Wort des Vaters
gab uns meine Mutter mit ihrer Stimme.
Wer es verstand – gewann,
wer es in hundert Jahren erst versteht – auch…
Denn in den Worten meiner Mutter
liegt immer ein Schatz verborgen:
meine geheime Geschichte ruht darin –
in jeder Masche,
in jedem Muster,
in jedem Teppich,
in jeder Decke…
Das Wort des Vaters webte sie in die Fäden,
füllte die Satteltaschen,
damit es eine Gabe sei für die Kinder.
Masche für Masche, Knoten für Knoten, Teppich für Teppich
legte sie uns die Welt vor die Augen
und lehrte uns: sie ist Garn und Wolle.
Wer es verstand – gewann,
wer es später versteht – auch…
Denn in den Worten meiner Mutter
liegt meine geheime Geschichte,
in jeder Masche,
in jedem Muster,
in jedem Teppich,
in jeder Decke…
Den Himmel hob sie in ihre Gewebe,
die Erde legte sie in Bündel.
Sie band das Ende des Fadens an unser Handgelenk,
damit wir den Anfang des Knäuels nicht verlieren.
Ein Zeichen wiederholte sie tausendfach mit dem Schiffchen,
damit es uns zum Ohrschmuck, zur Mahnung werde.
Sie ließ uns die Welt erkennen, bunt und reich:
Zeichen für Zeichen, Symbol für Symbol
ging die Welt durch den Schuss meiner Mutter…
Von der Schnalle des Vaters
ging die Welt in die Muster der Mutter über…
Die Welt ist immer ein Teppich für eine neue Welt!!!
05.07.2023. Baku.
Autor: Zaur USTAJ
Translated by: Leyla Mahirqızı,
Mustafa Müseyiboğlu adına kitabxana
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